
Entmilitarisierter Volkstrauertag 2013
Nie wieder Faschismus! Nie wieder Krieg!
Bei der Gedenkstunde zum Volkstrauertag am 17.11.2013 begnügte sich der "AK Volkstrauertag" in Mannheim in der Trauerhalle auf dem Hauptfriedhof nicht damit, der Toten nur zu gedenken. Er ging auch der Frage nach, ob Lehren aus der Geschichte gezogen wurden und ob Kriegsursachen wie etwa Rüstungsexporte und Bundeswehreinsätze angegangen werden. Weder wird unkritisch und unpolitisch der "Kameraden" nur gedacht, noch wird das verharmlosende Wort "gefallen" benutzt, sondern von getöteten oder ermordeten SoldatInnen gesprochen und gefragt warum und für wessen Interessen sie in den Krieg geschickt werden.
25 Jahre – vom Heldengedenken zum entmilitarisierten Volkstrauertag
Unter diesem Titel verdeutlichte Stadtrat Thomas Trüper - als Redner des AK Volkstrauertag - wie der Gedenktag oft dazu verwendet wurde Militär und Soldaten und Soldatentum als etwas darzustellen, was mit Sterben und Getötetwerden verbunden ist und beklagenswert ist, gleichzeitig aber als unveränderlich dargestellt wird. Trüper beschrieb, wie der Volkstrauertag insbesondere vom Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge als Heldengedenktag instrumentalisiert wurde und nicht als Tag des kritischen Nachfragens und Nachdenkens. Statt sich mit Versöhnung und der Überwindung von Kriegsursachen zu befassen, wurde der Gedenktag sogar dazu benutzt, Rachegedanken wachzuhalten satt den Versöhnungsgedanken zu fördern.
Die fakten- und kenntnisreiche Rede kann hier heruntergeladen werden.
Bilder von Krieg und Frieden
Mit Zeichnungen und Bildern brachten Kinder der Falken Kindergruppe Mannheim zum Ausdruck, was sie mit Krieg verbinden. Ein Totenkopf ähnliches Gesicht mit weit aufgerissenem Mund und ein Handabdruck in roter Farbe stand im Vordergrund einer Zeichnung, an deren unterem Rand unterhalb einer Stacheldrahtgirlande ein enthaupteter Teddybär lag. Ein anderes Bild war übersäht mit Grabkreuzen und wieder ein anderes Bild war mit einem Zitat eines Kindes versehen: "Krieg ist scheiße."
Vom Verräter zum Rehabiltierten: der lange Kampf eines Deserteurs der Wehrmacht
Ludwig Baumann saß monatelang in der Todeszelle, weil es im Zweiten Weltkrieg aus der Wehrmacht desertiert war und deshalb zum Tode verurteilt war. Jedes Mal wenn die Wachen seine Zelle betraten, war sofort der Gedanke präsent, "jetzt ist deine letzte Stunde gekommen". Anderst als andere Deserteure war ihm das große Glück vergönnt, dass die Bemühungen um Begnadigung erflogreich waren und er den Krieg überlebte. Baumann wurde jahrzehntelang als Feigling, Verräter oder Kameradenschwein beschimpft und es dauerte viele Jahre bis, dass seine Flucht aus der Wehrmacht als eine Aktion der Schwächung und Unterhöhlung der Tötungsmaschinerie begriffen wurde. In einer Videobotschaft schilderte heute 92-Jährige welcher Mühen und Aktivitäten es bedurfte, dass die Urteile gegen ihn und andere Opfer der NS-Justiz gegen ihn und andere Wehrmachts-Deserteure aufgehoben wurden. Dieser Erfolg ist der Arbeit der Bundesvereinigung Opfer der NS-Militärjustiz e.V. zu verdanken, deren Vorsitzender Baumann ist. Sein Schicksal und die Aktivitäten, die zur Rehabilitierung führten, schilderte Baumann in einer Videobotschaft, die auf der Internetseite der Bundesvereinigung angesehen werden kann.
Zu Ludwig Baumanns Videobotschaft
Ein KZ in Ma
nnheim?
Dass es in Mannheims Norden ein KZ gegeben hat, werden viele nicht wissen. Aber selbst die Alteingesessenen im ländlich geprägten Stadtteil Sandhofen, wollten lange nicht wahrhaben, dass es mitten in ihrem Ort ein Lager für Zwangsarbeiter gegeben hat, das ein Außenlager eines KZs war. Marco Brenneisen zeigte in seinem Vortrag "Das KZ-Sandhofen im „öffentlichen Gedächtnis“ Mannheims von 1945 bis zur Gegenwart – mühsame Herausbildung einer lokalen Erinnerungskultur? " wie schwierig es selbst noch bis heute ist, die historische Wahrheit zur Kenntnis zu nehmen und Lehren daraus zu ziehen.
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