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Kategorie: Zivile Konfliktbearbeitung
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Der Zivile Friedensdienst (ZFD): Frieden schaffen ohne Waffen – von der Utopie zur Wirklichkeit

Ziviler Friedensdienst - Spielwiese für Gutmenschen und Idealisten oder echte Alternative zu Androhung und Anwendung militärischer Gewalt?

Eröffnung der Ausstellung "Wir scheuen keine Konflkte" mit Jane Felber, langjährige Friedensfachkraft im Kosovo.

Mannheimer Abendakademie eröffnet die Ausstellung "Wir scheuen keine Konflikte"

Keine Geringere als die Geschäftsführerin der Mannheimer Abendakademie, Dr. Wera Hemmerich, begrüßte am 11. September 2013 die Gäste bei der Eröffnungsveranstaltung im Saal der Volkshochschule. Sie dankte DFG-VK und Friedensplenum Mannheim für die konstruktive und neue Zusammenarbeit und gab einen kurzen Überblick über Sinn und Zweck der Ausstellung. Mit einem Ausblick weckte sie die Neugier auf die Begleitveranstaltungen (siehe unten).

Zivile Konfliktbearbeitung für Friedensplenum ein neues Betätigungsfeld
Für DFG-VK und Friedensplenum Mannheim betonte Otto Reger, dass es ihnen ein wichtiges Anliegen sei, den Zivilen Friedensdienst als eine Form der Zivilen Konfliktbearbeitung (ZKB) auch in Mannheim bekannter zu machen und zu unterstützen. Das sei eine konsequente Ergänzung zu dem Ziel des Friedensplenums, ein Rüstungsexportverbot zu erreichen, welches zusammen mit der "Aktion Aufschrei - Stoppt den Waffenhandel!" seit 2011 verfolgt werde. Um die Mannheimer Bundestagsabgeordneten von der Notwendigkeit eines Rüstungsexportverbots zu überzeugen, suche man mit diesen das Gespräch und habe unlängst eine Podiumsdiskussion mit ihnen veranstaltet.

Die MdB waren auch die Adressaten der Fragen zur Zivilen Konfliktbearbeitung, um deren Beantwortung das Friedensplenum die Abgeordneten aus Anlass der Veranstaltung gebeten hatte. Leider war keiner der eingeladenen MdB anwesend, aber wenigstens standen ihre Antworten zur ZKB buchstäblich im Raum: ausgedruckt in DIN-A1-Plakaten und an die Wand gepinnt.

Friedensakademie in Mannheim?
Reger erinnerte daran, dass DFG-VK und Friedensbewegung sich in Mannheim schon seit langem gegen Militäreinsätze und für die Konversion der Militäranlagen einsetzen. Die auch im Konversionsprozess vorgeschlagene Idee einer Friedensakademie Mannheim habe man aufgegriffen und wolle nun mit der Ausstellung zeigen, dass eine derartige Einrichtung kein vager Wunschtraum ist. Vielmehr bestehe mit dem Forum Ziviler Friedensdienst ("forumZFD") eine derartige Einrichtung und jetzt wolle man ausloten, ob es in der Quadratestadt und der Umgebung genügend aktive Menschen gäbe, die gewillt seien, etwas Derartiges in Mannheim aufzubauen -  sei es als eine Art Promotingeinrichtung für das forumZFD oder sei es als eigenständige Einrichtung.
Der Mannheimer Oberbürgermeister Dr. Peter Kurz ist Schirmherr der Ausstellung. Seine Bürgermeisterkollegin Frau Dr. Ulrike Freundlieb betonte, wie wichtig ihr das Engagement gegen den Krieg auch in Form des ZFD ist, angesichts von weltweit 34 kriegerischen Auseinandersetzungen. Sie erinnerte daran, dass in Mannheim Menschen aus 170 verschiedenen Nationen friedlich zusammenleben und eine Städtepartnerschaft mit Haifa in Israel bestehe. Eine weitere Verbindung zu Israel besteht auch dadurch, dass ein junger Mannheimer, Kayed Sagalla, als Friedenskraft in einem Projekt des ZFD im Stadteil Silwan in Ostjerusalem tätig ist.

Worum geht es beim Zivilen Friedensdienst?
Mit Jane Felber war eine junge Frau aus Leipzig angereist, die noch vor kurzem in Kosovo als Friedensfachkraft gearbeitet hat. Zunächst stellte die Dreißigjährige dar, was es mit dem Zivilen Friedensdienst auf sich hat. Dessen Ziele seien Krisen zu verhüten, Gewalt zu mindern und eine langfristige Friedenssicherung zu erreichen. Der ZFD sei Teil des Aktionsplans „Zivile Krisenprävention, Konfliktlösung und Friedenskonsolidierung“. Frau Felber machte auch deutlich, dass der ZFD für die  Bundesregierung nur einen Teil der "vernetzten Sicherheit" darstelle, weil diese vor allem als militärische Sicherheit mit Hilfe der Bundeswehr verstanden werde. Dies drücke sich auch deutlich in der Mittelgewährung aus. Während der ZFD 2013 über einen Haushalt von 29 Millionen Euro verfügt, beläuft sich der Verteidigungshaushalt mit 33 Milliarden Euro auf mehr als das 1000-fache.

Frieden schaffen ohne Waffen - aber wie?
Diese Frage beantwortete Frau Felber mit Verweis auf die Handlungsfelder des ZFD. In Konfliktgebieten gehe es zunächst einmal darum, sichere Räume sowie Dialog- und Kooperationsstrukturen zu schaffen und diese dann zu stärken. Daneben seien aber auch die Beratung und das Einüben der Konfliktbearbeitungsmethoden wichtig sowie die Eingliederung von Gruppen, die unter der Gewalt besonders gelitten haben.

Bezogen auf Kosovo bedeutet das u. a. Kriegsverbrechen aufzuarbeiten und Erinnerungsarbeit. Ergänzend geht es um die Wahrheitsfindung und darum, vermisste Personen zu finden. Das forumZFD wurde 1996 gegründet und bereits 1999 wurde das ZFD-Projekt im Kosovo auf den Weg gebracht, wobei es seit 2008 auch um Vergangenheitsarbeit geht.

Ein übergeordnetes Ziel stellen konstruktive Beiträge zu gesellschaftlichen Debatten im Bereich Vergangenheitsarbeit dar. Das wird erreicht, indem sich verschiedene Initiativen über ein Magazin und eine Online-Plattform vernetzen und Informationen austauschen. Um alternative Debatten in der Vergangenheitarbeit anzustoßen, werden auch die besonderen Mittel der Kunst genutzt. Oder es werden Initiativen beraten, wie beispielsweise Vereine von vermissten Personen. Speziell für Journalisten  werden Trainings im Schnittbereich zwischen konfliktsensibilen Journalismus und Vergangenheitsarbeit durchgeführt.

Jane Felber hat ein Studium der Friedens- und Konfliktforschung erfolgreich abgeschlossen, was für ihre vielfältigen Tätigkeiten in Kosovo hilfreich war. Sie hat nicht nur Seminare und Workshops durchgeführt und Tagungen (mit einer Buchveröffentlichung über Vergangenheitsarbeit) mitveranstaltet, sondern auch das Kunstprojekt "Kulturelle Erinnerung zwischen Fakten und Fiktion" und die dabei entstandenen Ausstellungen und Filme unterstützt.

Weiterführende Information

Jane Felbers Präsentation

Friedensdienst präsentiert internationale Projekte; Artikel zur Ausstellung auf www.mannheiim.de

Grußwort von Bürgermeisterin Dr. Ulrike Freundlieb

Begleitveranstaltungen

"Ziviler Friedensdienst – Wie weiter? Jetzt sind Sie gefragt!" mit dem Geschäftsführer des forumZFD, Heinz Wagner,
Di. 8.10.2013, 19 Uhr, Mannheimer Abendakademie, U 1, 16-19, Saal (EG)

"Schöner intervenieren oder neuartiger Friedenskolonialismus? Über die zivile Bearbeitung politischer Konflikte".
Mo. 11.11.2013, 15-16.30 Uhr, Mannheimer Abendakademie, U 1, 16-19, Saal (EG)

"Was Schülerinnen und Schüler über gewaltfreie Konfliktbewältigung wissen sollten",
Do. 26.9.2013, 10 Uhr, Mannheimer Abendakademie, U 1, 16-19, Saal (EG)

Antworten der Mannheimer MdB zu Fragen der Zivilen Konfliktberarbeitung